Die Kempo-Faust

Die Faust im Shaolin Kempo

In den Shaolin Kempo Schulen ist das Symbol der Kempo-Faust oft vertreten und verbreitet. Hauptsächlich in Deutschland aber auch in manchen Teilen Europas, wie z.B. Algerien, Polen, Türkei etc. lassen sich Shaolin-Kempo Schulen als auch Vereine mit diesem Emblem finden. Woher kommt dieses Symbol und was hat es auf sich?


Shaolin Kempo selbst ist eine Hybrid-Kampfkunst - viele Stile haben sie beeinflusst. So hat neben der Kampfkunst Kun Tao, ein (Pencak)-Silat-Abkömmling, bzw. das Goju Ryu, das Kyokushinkai Karate sowie das Shorinji-Kempo im Laufe der Entstehung aber auch danach eine enorme Gewichtung auf das Shaolin Kempo ausgeübt, je nach dem, welchen Zweig und welche Zeitperiode man betrachtet. Denn das Shaolin Kempo hat, anders als von vielen im deutschsprachigen Raum behauptet, nicht einen, sondern zwei Begründer, die ihre Erfahrungen in diese Kampfkunst haben einfließen lassen: Carel Faulhaber und Gerard Karel Meijers. Die beiden betrieben eine gemeinsame Kampfkunstschule „Magnolia“ (ab Juni 1962) und trennten sich wieder Anfang 1965 nach unüberbrückbaren Differenzen. Ob diese Kampfkunstschule bzw. die zu dem damaligen Zeitpunkt unterrichtete Kampfkunst „Shaolin Kempo“ mit einem Symbol oder Emblem in Verbindung gebrachte werden kann, ist nach den jetzigen Erkenntnissen nicht bekannt.  


Während Carel Faulhaber sich nach der Trennung von Meijers wieder mehr seinem Kun Tao widmete, reiste G.K Meijers nach Asien und traf über die Landesgrenzen hinweg bekannte Kampfkunstmeister, u.a. Gogen Yamaguchi. Yamaguchi war ein Schüler von Chojun Miyagi, dem Begründer / Namensgeber des Karate-Stils Goju-Ryu. Goju-Ryu selbst beinhaltet weiche sowie harte Bewegungen und soll seine Wurzeln im chinesischen Boxen haben, in der Stilrichtung des weißen Kranichs. Um dieser Kampfkunst eine nationale als auch internationale Bühne sowie Anerkennung zu bieten und zu ermöglichen, gründete Yamaguchi zudem 1950 in Japan einen Dachverband für Goju-Ryu Karate-Do, die JKF Gojukai. Als Symbol hierfür wählte Gogen Yamaguchi die so genannte Drachenkopffaust. Es kann vermutet werden, dass das Symbol des chinesischen Kaisers - ein Drache mit fünf Klauen – hierdurch aufgenommen worden sein könnte; wahrscheinlich mit dem Bezug auf die Herkunft der Kampfkünste: China.


Nach Meijers‘ Asien-Rückkehr gründete er am 22.06.1967 den E.N.S.K.B. (“Eerste Nederlandse Shaolin Kempo Bond“), übernahm für den neuen Verband als Symbol die Goju-Ryu Faust und änderte lediglich die Inschrift von „Goju-Ryu Karate-Do“ (als Kanji: 剛柔 空手) in „Shaolin Kempo“  um. Er selbst äußert sich hierzu wie folgt:

„Het symbool van de ENSKB, het kempovuistje, was eigenlijk het goju-kai embleem van Gogen Yamaguchi. Ik had simpelweg de Japanse karakters op het goju-vuistje vervangen door Shaolin Kempo. De originele karakters op het embleem betekenden zoveel als Goju Ryu Karate-do. [ … ] Het kempo-vuistje wordt in Duitsland en Algerije nog steeds gebruikt, ze weten niet beter.“

 

Somit kann mit sehr großer Sicherheit festgehalten werden, dass alle Schulen sowie Vereine, die eine Kempo-Faust als Emblem führen, die Meijers-Kempo-Linie vertreten. Ausnahmen, welche durchaus auftreten können, können entweder auf eine ziemlich verzwickte Entwicklung einzelner Schulen oder Vereine sowie deren Kempo hindeuten oder aber auch auf Unwissenheit der Verantwortlichen zurückgeführt werden.  

Vollständigkeitshalber sei an dieser Stelle auch kurz erwähnt, dass die Wurzeln des Kun Tao von Carel Faulhaber ebenfalls in den südchinesischen Kampfkünsten liegen, insbesondere im Stil des Kranichs. Somit ist es für uns naheliegend als Emblem den weißen Kranich zu führen, womit die Brücke zu den einflussgebenden Stilrichtungen für das Shaolin Kempo, nämlich das Kun Tao, das Goju-Ryu  aber auch das Shorin-Ryu geschlagen wird.